Schweizer Geldpolitik
Mit dem Leitzinsentscheid hat die SNB auch ihre Inflationsprognose angepasst, die trotz der Zinssenkung um einen halben Prozentpunkt unter der vorherigen Prognose liegt. Gemäss den offiziellen Prognosen dürfte die Inflation im Jahresverlauf nahe 0% bleiben, jedoch weiterhin im positiven Bereich. Gleichzeitig schliesst die SNB negative Inflationswerte in den monatlichen Datenerhebungen nicht aus. Während in anderen Wirtschaftsräumen diskutiert wird, ob sich die Inflation nachhaltig in die gewünschte Richtung bewegt und weitere Zinsschritte gerechtfertigt sind, steht die Schweizer Geldpolitik vor einer anderen Herausforderung: dem Risiko einer Deflation, also sinkender Preise. Tatsächlich ist in den letzten Monaten ein Rückgang des Landesindexes der Konsumentenpreise zu beobachten, der voraussichtlich in den kommenden Monaten anhalten wird. Spätestens mit der Mietzinsreduktion für Bestandsmieten, die durch die erwartete erste Senkung des hypothekarischen Referenzzinssatzes im März 2025 ausgelöst wird, könnte die Inflation im Jahresvergleich negativ werden. Seit dem Entscheid der SNB hat der Franken gegenüber dem Euro etwa 2% an Wert verloren.
Dennoch bleibt der Franken trotz der Aussicht auf weitere Zinssenkungen und eine zunehmende Zinsdifferenz zur EZB stark. Die bisher verlässliche Wechselwirkung zwischen Wechselkurs und Zinsdifferenz scheint seit Beginn des Zinsanstiegszyklus nicht mehr zu greifen. Die Annahme der SNB, dass ein tieferer Leitzins den Franken ausreichend abschwächt und so den Inflationsdruck erhöht, hat sich bislang nicht bewährt. Es bleibt daher fraglich, ob diese und weitere Zinsschritte die Inflation nachhaltig ankurbeln können. Die erwarteten Handelskonflikte im Jahr 2025 bergen Risiken für das Wachstum in der Eurozone und trüben die Wachstumsaussichten, was den Schweizer Franken trotz tiefer Zinsen als sicheren Hafen stärkt. Daher ist wahrscheinlich, dass die SNB nach Ausschöpfung weiterer Leitzinssenkungen mit Deviseninterventionen beginnen wird.