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Finanzen

UBS und der CS-Wegfall

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30 Okt 2024
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Der Umbau des Schweizer Bankensektors: Was bedeutet der Wegfall der CS für KMUs?

Der Schweizer Finanzplatz steht nach der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS vor einem tiefgreifenden Wandel, der insbesondere Schweizer Unternehmen und vor allem KMUs – das Rückgrat der Schweizer Wirtschaft – betrifft. Diese Analyse beleuchtet die Strategie der neuen UBS, ihre Auswirkungen auf das Firmenkundengeschäft und die Chancen für andere Marktteilnehmer, die entstandene Lücke zu schliessen. Zudem wird der Handlungsbedarf für Schweizer Unternehmen aufgezeigt.

Die neue UBS – Universalbank und globaler Vermögensverwalter

Die Geschäftsstrategie der neuen UBS fokussiert sich vorrangig auf Global Wealth Management und Asset Management, die zusammen über ein Drittel des risikogewichteten Kapitals (RWA) und mehr als die Hälfte des Umsatzes ausmachen. Ein weiteres Drittel des RWA entfällt auf das Personal & Corporate Banking in der Schweiz, das etwa 20% zum Gesamtumsatz beiträgt. Rund 25% der RWA sind dem Bereich Investmentbanking zugeordnet, während der verbleibende Anteil Non-Core- und Legacy-Bereiche umfasst, die sukzessive abgebaut werden sollen. Die neue UBS positioniert sich damit als drittgrösster Vermögensverwalter weltweit mit einem verwalteten Vermögen von 5.9 Billionen USD und als führende Universalbank in der Schweiz.

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Erhöhtes Risikobewusstsein und Profitabilitätssteigerung

Mit der Übernahme der Credit Suisse verfolgt die neue UBS das Ziel, Synergien zu nutzen und strategische Vorteile auszuschöpfen. Im Mittelpunkt steht dabei die Steigerung der Rendite auf das Kerneigenkapital (CET1) von aktuell 9.2% auf mittelfristig 15% oder mehr (siehe Abbildung 2). Um dieses Ziel zu erreichen, plant die UBS, ihre Kernbereiche zu stabilisieren, die Finanzierungskosten zu senken, die Bilanzstruktur zu optimieren und die Kostenbasis zu reduzieren. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Anpassung des risikogewichteten Kapitals (RWA), das infolge der Übernahme um weitere 10 Milliarden USD gestiegen ist (siehe Abbildung 3). Dieser Anstieg resultiert daraus, dass die Credit Suisse in ihrer Kreditvergabe deutlich risikofreudiger agierte und potenzielle Risiken weniger umfassend bewertete als die UBS.

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In anderen Worten formuliert, hat die UBS mit der Übernahme der Credit Suisse zusätzliche Risiken in ihre Bilanz aufgenommen, die nun entweder optimiert oder reduziert werden müssen. Zur Umsetzung dieser Strategie begrenzt sie bei bestimmten ehemaligen Credit-Suisse-Kunden die Refinanzierung bestehender Kredite. Darüber hinaus fordert die UBS von diesen Kunden höhere Margen, da sie das Risiko dieser Engagements höher bewertet als zuvor die Credit Suisse. Ziel dieser Massnahmen ist es, weniger profitable Kunden dazu zu bewegen, die Bankbeziehung von sich aus zu beenden. Dank ihrer gestärkten Marktposition ist die UBS in der Lage, diese Massnahmen konsequent durchzusetzen und ihre Marktstellung dabei strategisch zu nutzen.

KMU-Kunden sind von dieser Strategie besonders betroffen: Im zweiten Quartal 2024 sank das Kreditvolumen für KMUs um über 30% im Vergleich zum dritten Quartal 2023, von rund 34 Milliarden USD auf etwas mehr als 23 Milliarden USD. Gleichzeitig stiegen die Rückstellungen für erwartete Kreditverluste von 1.14% auf 2.20%. Die UBS stuft diese Kundengruppe als risikoreicher ein und nutzt das aktuelle wirtschaftliche Umfeld als Begründung für die Margenerhöhungen. Dieses Vorgehen hat bereits mehrfach für mediale Aufmerksamkeit gesorgt, da zahlreiche Nachrichtenportale und Zeitungen die Massnahmen der UBS kritisch hinterfragt haben. Es gibt Berichte über Einzelfälle, in denen die Kreditmarge überraschend um 40% bis nahezu 100% angehoben wurde.1

KMU suchen Alternativen – Konkurrenzbanken profitieren

Die Marktanteile im Firmenkundengeschäft haben sich stark verschoben, wobei insbesondere Raiffeisenbanken und Kantonalbanken ehemalige CS-Kunden willkommen heissen. Die Raiffeisen Gruppe konnte ihr Kreditvolumen im Firmenkundengeschäft um 3 Milliarden CHF steigern, was einem Wachstum von 7% im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Auch die Zürcher Kantonalbank verzeichnete einen Zuwachs von etwa 3 Milliarden CHF, was einem Plus von 10% entspricht. Weitere Kantonal- und Regionalbanken dürften ebenfalls von diesem Trend profitiert haben. Dennoch bleibt ein Vakuum auf dem Schweizer Bankkreditmarkt bestehen, wie die rückläufige Wachstumsrate bei inländischen Bankkrediten zeigt (siehe Abbildung 4).

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In diesem Umfeld sehen diverse Banken den Wegfall der CS als Gelegenheit, ihre Präsenz in der Schweiz auszubauen und im Firmenkundengeschäft Fuss zu fassen.

Wie wird sich der Wettbewerb zukünftig entwickeln?

Das Schweizer Firmenkundengeschäft ist hart umkämpft und von intensiver Konkurrenz geprägt. Mit 235 verschiedenen Banken weist die Schweiz eine hohe Bankendichte auf. Trotzdem hatte bis zur Übernahme der Credit Suisse durch die UBS etwa jedes vierte KMU seine Hauptbankverbindung zu einer der beiden Grossbanken (siehe Abbildung 5). Dies geht aus einer repräsentativen Studie aus dem Jahr 2021 hervor, die im Auftrag des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) durchgeführt wurde.

Kantonalbanken sowie Raiffeisenbanken spielen für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) eine zentralere Rolle, vor allem aufgrund ihrer starken regionalen Verankerung. Mit dem Wegfall der Credit Suisse könnten diese Banken ihre Marktanteile weiter ausbauen und ihre Position stärken, insbesondere während der Phase, in der sich die UBS neu orientiert und ihre Strategie anpasst. In Anbetracht des intensiven Wettbewerbs sollten UBS-Kunden unerwünschte Anpassungen ihrer Konditionen nicht widerstandslos hinnehmen, sondern aktiv nach Alternativen suchen.

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Welche Schweizer Unternehmen sollten jetzt handeln?

Nicht nur ehemalige Credit Suisse-Kunden, die nun von der UBS betreut werden, sollten ihre Optionen gründlich prüfen und gezielt nach Alternativen auf dem Markt suchen, sondern auch andere Unternehmen sind gut beraten, ihre Bankbeziehungen kritisch zu hinterfragen.

Viele KMUs in der Schweiz sind stark auf eine einzige Bankverbindung angewiesen (siehe Abbildung 6). Diese Abhängigkeit entsteht oft durch den erheblichen Aufwand, der mit einem Bankwechsel verbunden ist – sei es durch Zeit, Kosten oder administrative Hürden. Damit sich dieser Schritt lohnt, muss die neue Bank klare Vorteile bieten. Die jüngsten Entwicklungen rund um den Wegfall der Credit Suisse haben jedoch gezeigt, dass dieser Aufwand durchaus gerechtfertigt sein kann, um grösseren Risiken vorzubeugen. Unternehmen, die sich stark auf die Credit Suisse oder die Kombination aus Credit Suisse und UBS verlassen hatten, wurden von den aktuellen Veränderungen unvorbereitet getroffen.

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Das derzeitige Marktumfeld bietet eine ideale Gelegenheit, bestehende Bankbeziehungen neu zu bewerten. Der intensive Wettbewerb zwischen den Banken schafft attraktive Bedingungen, um das Risiko zu diversifizieren und zusätzliche Kreditgeber in die Finanzstrategie einzubinden. Durch die Ausweitung auf zwei oder drei Bankverbindungen können Unternehmen ihre Abhängigkeit von einem einzelnen Partner reduzieren und ihre finanzielle Stabilität und Flexibilität nachhaltig stärken.

Sind Sie als Unternehmen auf der Suche nach zusätzlichen Alternativen zu Ihrer aktuellen Bankverbindung oder planen Sie, Ihr bestehendes Netzwerk durch weitere Banken zu diversifizieren?

Die smzh verfügt über ein weitreichendes Netzwerk an Bankpartnern und unterstützt Sie kompetent bei allen Fragen rund um massgeschneiderte Banklösungen.

Author:
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Marija Pandurevic

Marketing Managerin
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KMU des Monats: Cardio Center Luzern

Jeden Monat stellen wir ein herausragendes Unternehmen vor, das mit Innovation, Engagement und exzellentem Service überzeugt. Für den Monat November freuen wir uns, das Cardio Center Luzern AG als unser KMU des Monats zu präsentieren. Dieses medizinische Zentrum im Herzen von Luzern ist auf die Behandlung von Herz- und Kreislauferkrankungen spezialisiert und bietet seinen Patienten modernste Versorgung und umfassende Betreuung.

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Einschätzung zum Zins und Hypothekarmarkt

Die Zinsswap-Kurve reagierte auf die neuesten Inflationsdaten mit einem Rückgang, vor allem im mittleren Laufzeitbereich. Der zweijährige Swapsatz liegen derzeit bei etwa 0.35%, während der zehnjährige Swapsatz rund 0.57% erreicht. Der Abwärtstrend bei den Marktzinsen setzt sich zwar fort, konzentriert sich jedoch hauptsächlich auf das mittlere Segment.

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KMU des Monats: DM Bau AG

DMBAU steht für moderne Baukonzepte, die sich durch hohe Flexibilität, schnelle Umsetzung und Anpassungsfähigkeit auszeichnen. Unabhängig von der Branche bietet DMBAU Lösungen, die nicht nur zügig umgesetzt werden können, sondern auch vielseitig einsetzbar sind.