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Trump vs. Fed-Chef Powell: Machtkampf um Zinspolitik setzt Finanzmärkte erneut unter Druck

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22 Apr 2025
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Was ist passiert?

Als ob der Handelskrieg nicht schon genug Belastung für die Finanzmärkte darstellt, eskaliert Präsident Donald Trump nun seinen verbalen Krieg gegen den US-Fed-Vorsitzenden Jerome Powell wegen dessen Weigerung, die Zinssätze zu senken. Dies entfacht erneut die Debatte über die Unabhängigkeit der Fed. Am Montag gerieten die US-Finanzmärkte inklusive US-Aktien, US-Dollar und langlaufende US-Staatsanleihen gleichzeitig unter Druck. Dies ist ungewöhnlich und deutet darauf hin, dass Investoren Anzeichen dafür zeigen, US-Vermögenswerte abzustossen.

Worum geht es genau?

Präsident Donald Trump hat Jerome Powell wiederholt dafür kritisiert, die Zinssätze angeblich zu hoch zu halten. Sein jüngster Angriff am Montag warnte davor, dass die Wirtschaft sich verlangsamen könnte, wenn die US-Fed nicht sofort die Zinssätze senkt. In seinem Social-Media-Beitrag griff Präsident Trump Jerome Powell erneut verbal an und drohte sogar mit einer vorzeitigen Beendigung von Powells Amtszeit, die planmässig bis Mai 2026 dauert.

Trumps neuer Fokus auf Powell kommt, nachdem der Fed-Vorsitzende seine Warnung vor den möglichen Auswirkungen der US-Zollpolitik auf die Wirtschaft bekräftigt hatte. Powell erklärte, dass Handelszölle zu höherer Inflation und niedrigerem Wachstum führen würden und dass die Fed die Zinssätze vorerst stabil halten werde, was darauf hinweist, dass die US-Fed derzeit Inflationsbedenken gegenüber Wachstumsrisiken überwiegt. Dies steht im Gegensatz zu den Ansichten von Präsident Trump.

Waren diese Entwicklungen nicht zu erwarten?

Trumps Rhetorik ist der jüngste Angriff auf Powell und sollte tatsächlich wenig überraschen. Präsident Trump fordert die Fed seit einiger Zeit auf, präventive Zinssenkungen umzusetzen und verweist darauf, dass Europa bereits die Zinssätze gesenkt hat, und dass Powell seiner Ansicht nach immer „zu spät“ gehandelt habe. Besorgniserregend ist jedoch die intensivere Rhetorik über eine mögliche Absetzung Powells aus dem Amt des Fed-Vorsitzenden, mit neuesten Kommentaren des Wirtschaftsberaters des Weissen Hauses, Kevin Hassett, der sagte, dass Trump und sein Team prüfen, ob sie Powell aus seinem Mandat vorzeitig entlassen können. Jerome Powell hat wiederholt erklärt, dass er gesetzlich nicht abgesetzt werden kann, was auch unter Experten für Verfassungsrecht als allgemeiner Konsens gilt.

Warum löst Trumps Rhetorik dennoch solche Reaktionen aus?

Powells Amtszeit als Fed-Vorsitzender läuft bis Mai 2026. Während rechtliche Fragen aufkommen, ob Trump die Befugnis hat, ihn vorzeitig zu entlassen, gibt es derzeit einen Fall vor dem Obersten Gerichtshof, der Trumps Fähigkeit testet, Vorstandsmitglieder unabhängiger Behörden in Washington D.C. abzusetzen. Der Präsident hat das höchste Gericht des Landes in einer Notfallpetition aufgefordert, seine Entscheidung zu unterstützen, die Vorstandsmitglieder zweier anderer unabhängiger Behörden — des National Labor Relations Board und des Merit Systems Protection Board — zu entlassen. Dies stellt eine direkte Herausforderung für ein 90 Jahre altes Präzedenzurteil des Obersten Gerichtshofs dar, das die Macht des Präsidenten einschränkt, Vorstandsmitglieder unabhängiger Behörden nur in Fällen von Vernachlässigung oder Amtsmissbrauch zu entlassen. Sollte dieses Präzedenzurteil fallen, könnte eine Entlassung Powells bei der Fed als leichter umsetzbar angesehen werden, obwohl eine Absetzung des Fed-Vorsitzenden aufgrund von Meinungsverschiedenheiten über die Zinspolitik schwer zu rechtfertigen ist.

Es ist allgemein anerkannt, dass eine vorzeitige Entlassung des Fed-Vorsitzenden nicht nur das Prinzip der Unabhängigkeit der Zentralbank untergräbt, sondern auch das Risiko birgt, die US-Geldpolitik zu politisieren. Ein Szenario, das die Finanzmärkte weiter verunsichern und die grundlegenden Prinzipien der wirtschaftlichen Dominanz der USA gefährden würde.

Wie reagieren die Finanzmärkte?

Trumps Angriff auf die US-Zentralbank hat eine Neubewertung der Vermögenswerte erzwungen, die für die wirtschaftliche Dominanz der USA von grundlegender Bedeutung sind. Der Dollar und US-Staatsanleihen. Zwei traditionell sichere Häfen in Zeiten von Marktstress erscheinen plötzlich viel weniger attraktiv. Folglich fielen US-Aktien, der US-Dollar und langlaufende US-Staatsanleihen gleichzeitig. Dies ist ungewöhnlich und deutet darauf hin, dass Investoren Anzeichen dafür zeigen, US-Vermögenswerte zu meiden bzw. abzustossen.

Abb1. Aufgrund steigender Zinsen sinken die Preise 10-jähriger und 30-jähriger US-Staatsanleihen gleichzeitig mit einem fallenden US-Dollar

US-Dollar Spot Index - mobile
Quelle: Bloomberg

Letztendlich könnte der Ruf der USA nachhaltig beschädigt werden. Eine bedeutende Abwendung von Investoren gegenüber US-Vermögenswerten könnte erhebliche Konsequenzen haben, einschliesslich weiteren Korrekturen des Dollars und eines weiteren Anstiegs der Zinssätze, was erhebliche Auswirkungen auf die globale Wirtschaft, aber auch auf die USA selbst haben würde.

Schwindet das Privileg der USA?

Die USA sind auf Kapitalzuflüsse angewiesen, um ihre Haushalts- und Handelsdefizite zu finanzieren. Anstelle von Kapitalzuflüssen sind unmittelbar nach dem 2. April grössere Kapitalabflüsse zu beobachten. Dennoch, auch wenn die US-Regierung explizit radikale Veränderungen auf allen Ebenen anstrebt, sind die USA immer noch zu gross, um zu schnell zu fallen. Laut Bloomberg halten Ausländer über USD 19 Billionen US-Aktien, USD 7 Billionen Staatsanleihen und USD 5 Billionen US-Unternehmensanleihen, was etwa 20% bis 30% des gesamten Marktes ausmacht. Eine Abwicklung dieser Bestände könnte erhebliche Konsequenzen haben. Während Europäische und/oder Chinesische Vermögenswerte plötzlich attraktiver erscheinen, können diese aber die Tiefe und Liquidität des fast 29 Billionen Dollar schweren Anleihemarktes der USA nicht ersetzen. Laut Bloomberg ist der US-Dollar zudem an etwa 90% der weltweiten Devisengeschäfte beteiligt und macht fast 60% der Zentralbankreserven aus.

Knickt die US-Fed nun ein?

Einige Zentralbanken, wie die US-Fed, verfolgen ein sogenanntes „duales Mandat“, das sowohl Preisstabilität als auch maximale Beschäftigung umfasst. Powells Befürchtungen steigender Inflationserwartungen scheinen sich tatsächlich in den Inflationserwartungen der US-Konsumenten zu bestätigen. Laut der neuesten Umfrage der University of Michigan erwarten die US-Verbraucher, dass die Inflation in einem Jahr um 6,7% höher sein wird, verglichen mit 4,9% im Vormonat. Dem gegenüber stehen aber immer noch die langfristigen, am Markt implizierten Inflationserwartungen, welche sogar deutlich gesunken sind, wie dies anhand der Break-Even-Inflation oder der 5-Jahres, 5-Jahre Inflation-Swap zu entnehmen ist. Dieser Umstand wird weiterhin als Signal der Marktteilnehmer in die Fähigkeit der US-Fed gedeutet, die langfristige Inflation im Griff zu haben. Dies wiederum könnte die Fed dazu bewegen, stärker auf die Unterstützung des niedrigen Wachstums zu fokussieren, was umgehende Zinssenkungen ermöglichen würde. Marktteilnehmer halten infolgedessen allgemein an ihren Erwartungen fest, dass die US-Fed mit Leitzinssenkungen von bis zu 1% im Verlauf des Jahres aufkommen dürfte.

Abb.2: Am Markt implizierte US-Inflationserwartungen weiterhin stabil

US-Inflationserwartungen - mobile
Quelle: Bloomberg, smzh ag

Bemerkung: Die 5-year, 5-year USD Inflation swap rate stellt die erwartete Inflationsrate über einen Zeitraum von fünf Jahren, beginnend in fünf Jahren dar. Die US-Breakeven stellen die erwartete Inflationsrate über einen Zeitraum von 5 bzw. 10 Jahren dar und werden aus der Differenz zwischen der Rendite von nominalen US-Staatsanleihen und inflationsgeschützten US-Staatsanleihen (TIPS) berechnet.

Stehen Negativzinsen in der Schweiz bevor?

Ausgelöst durch die US-Zollpolitik sehen sich Zentralbanken weltweit mit einem schnell steigenden Risiko einer Rezession und steigender Inflation konfrontiert. Die Schweiz bleibt davon nicht verschont. In der Schweiz haben Marktturbulenzen dazu geführt, dass sich der Schweizer Franken stark aufgewertet hat, nicht nur gegenüber dem US-Dollar, sondern teilweise auch gegenüber dem Euro. Zudem sind die kurzfristigen Zinsen, insbesondere die Renditen für ein- bis drei-jährige Staatsanleihen, wieder negativ geworden.

Abb.3: Veränderungen auf der Zins-Swap-Kurve in CHF

Zins-Swap-Kurve in CHF - mobile
Quelle: Bloomberg, smzh ag

Ein überbewerteter Franken erschwert es Schweizer Unternehmen, international wettbewerbsfähig zu bleiben. Produkte und Dienstleistungen verteuern sich im Ausland, was insbesondere die Industrie und den Tourismus belastet. Der starke Franken drückt zudem auf die importierte Inflation, was das allgemeine Preisniveau in der Schweiz weiter dämpft. Der SNB stehen grundsätzlich zwei Optionen zur Verfügung, um eine Aufwertung des Frankens entgegenzuwirken: Devisenmarktinterventionen oder die Zinspolitik, sprich weitere Zinssenkungen bis hin zu Negativzinsen.

Devisenmarktinterventionen der SNB sind derzeit heikel, da sie von der US-Regierung unter Präsident Trump als Währungsmanipulation interpretiert werden könnten. Eine solche Einstufung birgt das Risiko zusätzlicher handelspolitischer Spannungen und könnte laufende Verhandlungen über die Rücknahme der angedrohten Strafzölle belasten. Infolgedessen sind Negativzinsen in der Schweiz tatsächlich nicht mehr auszuschliessen, auch wenn der Konsensus für dieses Jahr keine weiteren Zinssenkungen seitens SNB erwartet. Die nächste geldpolitische Lagebeurteilung der SNB findet am 19. Juni 2025 statt.

Was sollen Anleger jetzt tun und was bedeutet dies für Hypothekarzinsen in der Schweiz?

Zur Frage, was Anleger aktuell beachten sollten und welche Folgen die aktuellen Marktturbulenzen für Hypothekarzinsen in der Schweiz haben, verweisen wir auf unseren Blogbeitrag vom 7. April 2025. Dort finden interessierte Leser vertiefte Analysen, Einschätzungen und praxisnahe Empfehlungen zu diesen Themen.

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Bekim Laski

Chief Investment Officer und Partner
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