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Die Schweizerische Nationalbank (SNB) senkt den Leitzins wie erwartet um 0.25%

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20 Mär 2025
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Die SNB hat heute Donnerstag ihren Leitzins um 0.25% auf neu 0.25% gesenkt. Marktteilnehmer und die grosse Mehrheit der Ökonomen hatten diesen Schritt überwiegend erwartet. Die SNB gab keine konkreten Signale für ihren nächsten Schritt.

In ihrer aktuellen Lagebeurteilung heben die Mitglieder des Direktoriums vor allem die unsicheren wirtschaftlichen Aussichten als Risiko hervor. Während die Wirtschaft im vierten Quartal 2024 solide gewachsen sei, dürfte sich die moderate Auslandkonjunktur dämpfend auf den Aussenhandel auswirken. In diesem Umfeld dürfte denn auch die Arbeitslosigkeit noch leicht zunehmen, argumentiert die SNB.

Mit der fünften Zinssenkung im laufenden Zyklus bleibt die SNB auf dem niedrigsten Stand aller wichtigen Zentralbanken. Diese Haltung steht im Gegensatz zur Zurückhaltung globaler Partner wie der US-Notenbank, die am Mittwoch angesichts hoher Unsicherheiten ihren Leitzins unverändert beliess.

Leichte Anpassung der Inflationsprognose und verhaltene Reaktion der Finanzmärkte

Die Inflation hat sich seit der letzten Lagebeurteilung wie erwartet entwickelt, schreibt die SNB. Für 2025 hat sie ihre Prognose leicht von 0.3% auf 0.4% angehoben. Für 2026 und 2027 erwartet sie weiterhin eine Inflation von 0.8%.

In ihrem Basisszenario geht die Nationalbank davon aus, dass das Wachstum der Weltwirtschaft über die nächsten Quartale moderat bleiben wird. Die Unsicherheit in Bezug auf dieses Szenario für die Weltwirtschaft schätzt die SNB aber als hoch ein. Besonders handels- und geopolitisch kann sich die Situation schnell und markant verändern. Handelsbarrieren könnten zu einer schwächeren Entwicklung der Weltwirtschaft führen, schreibt die SNB weiter. Gleichzeitig könnte eine expansivere Fiskalpolitik in Europa mittelfristig die Konjunktur ankurbeln.

Für die Schweizer Wirtschaft hält die SNB Ihre Prognose unverändert bei und erwartet für dieses Jahr weiterhin ein Wachstum in der Bandbreite von 1-1.5%.

Bedingte Inflationsprognose der SNB März 2025

Bedingte Inflationsprognose der SNB: März 2025 - mobile

Marktreaktion

Die Marktreaktionen fallen verhalten aus. Während der Schweizer Franken sowie Schweizer Aktien nur leicht verändert gegenüber dem Vortag handeln, tendieren CHF-Zinsen um 0.05-0.1% tiefer.

Die Reaktion der Finanzmärkte auf die heutige Zinsentscheidung der SNB sollte auch im Kontext der deutschen Fiskalpolitik betrachtet werden, die im Laufe des Monats bereits zu erheblichen Bewegungen geführt hat. Die kürzliche Ankündigung der deutschen Regierung eines umfassenden Plans für milliardenschwere Investitionen in die Rüstung und die Modernisierung der Infrastruktur hat die Finanzmärkte auch in der Schweiz deutlich beeinflusst. Dieser Plan geht mit einer Lockerung der Schuldenbremse und einer erhöhten Staatsverschuldung einher – eine deutliche Umkehr von der bisherigen deutschen Haushaltsdisziplin.

Diese expansive Fiskalpolitik hat die Renditen deutscher Staatsanleihen steigen lassen, die als Benchmark für die Eurozone gelten. Da die Zinsmärkte global vernetzt sind, führte dies auch in der Schweiz zu höheren Anleihenrenditen. Gleichzeitig hat der Euro deutlich zugelegt und der Schweizer Franken sich entsprechend abgeschwächt, da die erwarteten Staatsausgaben die wirtschaftlichen Aussichten für die Gesamtregion in Europa und damit die Gemeinschaftswährung verbessern.

An den Devisenmärkten zeigt sich diese Haltung besonders im Optionshandel: Investoren setzen zunehmend auf einen stärkeren Euro und einen schwächeren Franken. Laut Bloomberg wurden allein am Montag EUR 4,6 Milliarden in Euro-Franken-Optionen gehandelt – eines der höchsten Volumina aller Zeiten. Rund 90% dieser Geschäfte setzen auf eine weitere Abwertung des Frankens, wobei einige Positionen einen EUR/CHF-Kurs von über 0.98 bis Mitte April oder sogar Parität bis August erwarten.

CHF-Zins-Swap-Kurve nach dem SNB-Entscheid leicht rückläufig

Struktur CHF Zinsswapkurve - mobile

Auswirkungen auf Hypothekarzinsen

Als direkte Folge der Entwicklungen in Deutschland und Europa und dem damit verbundenen Anstieg der europäischen Anleiherenditen hat sich die Zinskurve in der Schweiz im März um bis zu 0.20% nach oben verschoben, was auch zu entsprechenden Anpassungen der Zinssätze für Hypotheken führt. Nach dem heutigen Entscheid der SNB könnten SARON-Hypotheken noch etwas günstiger werden. Für Festhypotheken könnte der Spielraum für tiefere Zinsen jedoch vorübergehend ausgeschöpft sein. Merklich tiefere Zinsen oder eine Verhinderung von noch höheren Zinsen können vorübergehend nur durch eine zunehmende Risikoaversion an den globalen Finanzmärkten herbeigeführt werden, die durch zunehmende wirtschaftliche und/oder geopolitische Unsicherheiten ausgelöst werden könnte.

Zinsverlauf 2-, 5- und 10-jähriger Festhypotheken

Zinsverlauf 2-, 5- und 10-jähriger Festhypotheken - mobile

Auswirkungen auf die Finanzmärkte

Die Aktienmärkte in Europa und der Schweiz haben im Jahresverlauf bereits eine Wiederbelebung erfahren und ihre globalen Pendants übertroffen. Optimismus hinsichtlich der Unternehmensgewinne, eine unterstützende Zentralbankpolitik und der Bewertungsabschlag im Vergleich zu US-Aktien haben dazu geführt, dass Marktteilnehmende diese Aussichten den Risiken potenzieller US-Zölle vorziehen. Darüber hinaus hebt die Möglichkeit eines Waffenstillstands in der Ukraine die Stimmung in Europa. Diese Verstärkung der positiven Faktoren deutet darauf hin, dass Europäische und Schweizer Aktien selbst in einem herausfordernden makroökonomischen Umfeld das Potenzial haben, andere Märkte zu übertreffen. Während die breiten Aktienindizes in Europa und insbesondere in Deutschland nach ihrer starken Performance zunächst in eine Konsolidierung übergehen könnten, scheinen die Aussichten für Aktien kleinerer bis mittelgrosser Unternehmen (Small & Midcap) immer noch intakt, da diese von einer wirtschaftlichen Erholung stärker direkt profitieren können.

Allgemeiner betrachtet haben Zinssenkungen unterschiedliche Auswirkungen auf die Kapitalmärkte. Aktienmärkte tendieren dazu, bei Zinssenkungen zu steigen, während die Nachfrage nach neuen Anleihen zu niedrigeren Zinssätzen gedämpft wird. Gleichzeitig steigen die Kurse bestehender Anleihen, wenn die Zinssätze fallen. Bankkontozinsen dürften weiter sinken, was für Sparer nachteilig ist, während Kreditnehmer von niedrigeren Zinsen profitieren.

Obwohl es verfrüht ist, einen erneuten Anklagenotstand auszurufen, stellt das zunehmende Niedrigzinsumfeld Herausforderungen für Anleger und Sparer dar. Die aktuellen Zinssätze auf Sparkonten kompensieren bereits jetzt schon nicht mehr für die herrschende Inflation. In einem solchen Umfeld können erfahrene Anleger rendite-orientierte Anlagestrategien wie Dividendenaktien, globale Hochzinsanleihen, Immobilien (direkt und indirekt) sowie Private Markets in ihren Vermögensallokationen berücksichtigen.

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Bekim Laski

Chief Investment Officer und Partner
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Artikel· 3mins

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