Finanzmärkte und ihr kurzes Gedächtnis für globale Krisen
Die Geschichte zeigt, dass die Finanzmärkte schnell vergessen. Im ersten Halbjahr 2025 hat die Welt keinen Mangel an Schocks erlebt. Dennoch haben die Finanzmärkte erneut ihre bemerkenswerte Fähigkeit bewiesen, diese zu absorbieren, sich anzupassen und weiterzumachen.
Die Frage ist wie immer: warum? Teilweise liegt es an der Struktur moderner Märkte. Vorherrschende Marktstrategien konzentrieren sich hauptsächlich darauf, auf Makrodaten, Liquidität und Zentralbankzinspolitik zu reagieren, unter den wesentlichen fundamentalen Variablen, jedoch nicht auf komplexe Geopolitik. Solange die Inflation und die Erwartungen des Wirtschaftswachstums verankert sind und die Geldpolitik glaubwürdig bleibt, neigen Schocks, egal wie ernst sie sind, dazu, zu verblassen.
Ein weiterer Grund liegt in der Psychologie. Märkte sind von Natur aus zukunftsorientiert, aber sie sind aus Notwendigkeit vergesslich. In einem Umfeld, in dem Kapital reichlich vorhanden ist und die Renditeerwartungen hoch bleiben, wird das Verweilen bei geopolitischer Unsicherheit zu einem Kostenfaktor, den nur wenige Investoren bereit sind zu tragen.
Natürlich birgt diese Vergesslichkeit auch Risiken. Sie kann zu Selbstzufriedenheit, Fehleinschätzungen von Risiken und zur Verstärkung der Illusion von Resilienz führen. Sie geht davon aus, dass Eskalationen immer vermieden werden, Institutionen immer Bestand haben und die Diplomatie immer siegen wird. Und doch hat sich diese Annahme immer wieder bewährt, zumindest für die Finanzmärkte.
Bisher hat die Finanzwelt im Jahr 2025 den Weg gewählt, Krisen zu übersehen und sich nicht darin zu vertiefen. Rohölpreise können steigen, Regierungen können fallen und politische Normen können erodieren, aber solange diese die Geschäftstätigkeit, Kreditkanäle oder die Reaktionsfunktion der Zentralbanken nicht stören, bleiben sie aus Sicht der Finanzmärkte peripher.
Das Gedächtnis ist kurz. Die Überzeugung ist lang. Und vorerst reicht das aus, um die Rallye am Leben zu erhalten. Geopolitische Entwicklungen sind von Natur aus hochgradig unvorhersehbar. Dies macht es schwierig, die potenzielle Entwicklung des andauernden Konflikts im Nahen Osten in den kommenden Wochen und Monaten oder das drohende Ende der Zollpause im Juli vorherzusehen. In diesem Umfeld ist es für Investoren unerlässlich, gut diversifizierte Portfolios zu pflegen, die darauf ausgelegt sind, Zeiten erhöhter Unsicherheit zu überstehen. Finanzmärkte werden immer unvorhergesehenen Ereignissen und politischen Veränderungen ausgesetzt sein. Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, sich intelligent anzupassen, das Rauschen herauszufiltern und Entscheidungen auf soliden Fakten und strategischen Erkenntnissen zu basieren. Dieser Ansatz mindert nicht nur Risiken, sondern positioniert Investoren auch, um Chancen in einer sich ständig verändernden Landschaft zu nutzen.
Viel Vergnügen beim Lesen.
Freundliche Grüsse,
Gzim Hasani, CEO
Bekim Laski, CFA, Chief Investment Officer