Don’t fight the US Fed – aber wie steht es um die SNB?
Unter Fachleuten herrscht weitgehend Einigkeit, dass die SNB bei einer starken Aufwertung des Franken zuerst zu Deviseninterventionen greifen würde, bevor sie Negativzinsen erneut in Betracht zöge. Ob es ihr gelingt, den Wechselkurs nachhaltig zu beeinflussen, ist jedoch sehr fraglich. Im Gegensatz zur US-Notenbank Fed oder zur Europäischen Zentralbank (EZB) kann die SNB keine vergleichbare marktdurchdringende Wirkung entfalten. Die Börsenregel «Don’t fight the Fed» besagt, dass sich Anlegerinnen und Anleger nicht gegen die geldpolitische Linie der US-Notenbank stellen sollten, da ihre Steuerungsmacht über Zinsen und Liquidität langfristig überwiegt. Zwar gilt es auch die Massnahmen der SNB im Blick zu behalten, doch ihr Einfluss auf globale Kapitalströme und Währungen bleibt im Vergleich deutlich begrenzter.
Die Stärke des Frankens spiegelt derzeit eine breite Nachfrage nach sicheren Anlagehäfen wider, insbesondere vor dem Hintergrund der Schwäche des US-Dollars. Seit der Ankündigung der US-Zollmassnahmen steht der Dollar bekanntlich unter erheblichem Druck. Der Schweizer Franken dürfte daher sowohl gegenüber dem Euro als auch dem US-Dollar weiterhin eher auf- als abwerten.
Die Finanzmärkte stellen Anleger derzeit vor eine komplexe Herausforderung, da die Korrelationen zwischen traditionellen Anlageklassen signifikant gestiegen sind. Von den risikoreichsten Marktsegmenten wie stark leerverkauften Aktien, zyklischen Aktienindizes und Hochzinsanleihen bis hin zu traditionellen sicheren Häfen wie Staatsanleihen und dem Schweizer Franken steigen nahezu alle Anlageklassen gleichzeitig. Dieses Phänomen ist ungewöhnlich, denn normalerweise führen Aktienrallyes zu einem Rückgang bei Anleihen herbei, und Gold profitiert typischerweise bei allgemeiner Unsicherheit und breiter Risikoaversion. Diese «Everything Rally» wird getrieben durch ein Zusammentreffen von hoher Liquidität infolge Leitzinssenkungen seitens Zentralbanken, einer widerstandsfähigen Wirtschaftslage trotz der Risiken der US-Zollpolitik sowie soliden Unternehmensgewinnen, was sowohl Wachstumswerte als auch reale Wertaufbewahrungsmittel wie Gold begünstigt.
Diese komplexen Rahmenbedingungen erschweren zwar kurzfristig die Portfolioallokation und Risikosteuerung erheblich, hebeln diese jedoch nicht aus. Es bleibt weiterhin ratsam, an einer diversifizierten Anlagestrategie festzuhalten, welche im Einklang mit dem eigenen Risikoprofil und den Renditeerwartungen steht. Gerade in volatilen und komplexen Marktphasen zeigt sich der Wert von Standhaftigkeit und Systematik, investiert zu bleiben. Langfristig ist die konsequente Verfolgung einer Strategie entscheidend für den Anlageerfolg. Eine ruhige, disziplinierte Herangehensweise und die Fokussierung auf langfristige Ziele unterstützen dabei, auch in anspruchsvollen Marktphasen eine erfolgreiche Anlagestrategie umzusetzen.