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Schweizer Franken bleibt bevorzugte Zufluchtswährung

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22 Okt 2025
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Executive Summary

Der EUR/CHF-Kurs näherte sich gestern der Marke von 0.92 und erreichte damit den tiefsten Stand seit dem kurzfristigen Ausschlag im Jahr 2015, als die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Mindestkurs von 1.20 überraschend aufhob. Der Schweizer Franken profitierte zuletzt von wiederaufkommenden Sorgen über die US-chinesischen Handelsbeziehungen, politische Unsicherheiten in Frankreich und Japan sowie gewissen Spannungen im US-Regionalbankensektor. Damit bestätigt sich der Franken einmal mehr als bevorzugter Absicherungswert am Devisen- sowie Kapitalmarkt. Unterstützend für die Stärke des Frankens wirkten zudem die gestern veröffentlichten Handelszahlen: Die saisonbereinigten Schweizer Exporte stiegen im September nominal um 3,4%. Besonders deutlich fielen die Ausfuhren in die USA aus, die trotz bestehender Strafzölle um 43% zulegten. Dieser robuste Exportanstieg unterstreicht die gesunde Schweizer Konjunktur und bekräftigt die Markterwartungen, dass die SNB eine kurzfristige Rückkehr zu Negativzinsen weiterhin vermeiden dürfte, was den Franken zusätzlich stützt.

EUR/CHF-Kurs im Zeitverlauf

EUR/CHF-Kurs im Zeitverlauf
Quelle: Bloomberg, smzh ag. 21/10/2025

Schweizer Franken bleibt global die bevorzugte Absicherung, auch im Vergleich zu Gold

Auch im globalen Kontext bleibt der Franken die bevorzugte Zufluchtswährung, insbesondere angesichts des aktuellen Rendite-Risiko-Profils von Gold, das inzwischen als eher asymmetrisch einzustufen ist. Die positiven Treiber des Goldpreises bestehen zwar weiterhin, jedoch deutet der jüngste schnelle Anstieg auf eine mögliche Konsolidierung bzw. einen temporären Rückschlag hin. Trotz der gestiegenen Bedeutung von Gold in Portfolios bleibt das Edelmetall für seine Volatilität, fehlende laufende Erträge und einen gemischten Leistungsausweis als Inflationsschutz bekannt. In einem solchen Umfeld profitiert der Schweizer Franken als stabiler und liquider, sicherer Hafen noch stärker.

Viele Anleger übersehen, dass Gold gerade in volatilen Marktphasen auch deutlichen Schwankungen unterliegen kann, etwa wenn Gewinnmitnahmen oder kurzfristiger Liquiditätsbedarf anstehen. Nach einem beeindruckenden Rekordhoch von 4’380 US-Dollar je Feinunze in den vergangenen Tagen haben praktisch alle Anleger Buchgewinne auf ihre Goldpositionen erzielt. Die gestrige Kurskorrektur von über 5% verdeutlicht diesen Umstand nur zu gut und ist hauptsächlich auf Gewinnmitnahmen sowie einen etwas stärkeren US-Dollar zurückzuführen. Solche Gewinnmitnahmen können in Phasen hoher Kursstände einen selbstverstärkenden Abwärtstrend auslösen, weshalb auch ausgeprägtere Rücksetzer möglich sind. Diese Korrekturen wären jedoch als gesunde Konsolidierung innerhalb eines langfristig intakten Aufwärtstrends zu sehen und würden Anlegern attraktive Gelegenheiten bieten, Positionen aufzubauen oder aufzustocken.

Entwicklung des Goldpreises und seines 200-Tage-Durchschnitts

Entwicklung des Goldpreises und seines 200-Tage-Durchschnitts
Quelle: Bloomberg, smzh ag. 21/10/2025

Don’t fight the US Fed – aber wie steht es um die SNB?

Unter Fachleuten herrscht weitgehend Einigkeit, dass die SNB bei einer starken Aufwertung des Franken zuerst zu Deviseninterventionen greifen würde, bevor sie Negativzinsen erneut in Betracht zöge. Ob es ihr gelingt, den Wechselkurs nachhaltig zu beeinflussen, ist jedoch sehr fraglich. Im Gegensatz zur US-Notenbank Fed oder zur Europäischen Zentralbank (EZB) kann die SNB keine vergleichbare marktdurchdringende Wirkung entfalten. Die Börsenregel «Don’t fight the Fed» besagt, dass sich Anlegerinnen und Anleger nicht gegen die geldpolitische Linie der US-Notenbank stellen sollten, da ihre Steuerungsmacht über Zinsen und Liquidität langfristig überwiegt. Zwar gilt es auch die Massnahmen der SNB im Blick zu behalten, doch ihr Einfluss auf globale Kapitalströme und Währungen bleibt im Vergleich deutlich begrenzter.

Die Stärke des Frankens spiegelt derzeit eine breite Nachfrage nach sicheren Anlagehäfen wider, insbesondere vor dem Hintergrund der Schwäche des US-Dollars. Seit der Ankündigung der US-Zollmassnahmen steht der Dollar bekanntlich unter erheblichem Druck. Der Schweizer Franken dürfte daher sowohl gegenüber dem Euro als auch dem US-Dollar weiterhin eher auf- als abwerten.

Einbettung der aktuellen Lage an den Finanzmärkten in einen grösseren Kontext

Die Finanzmärkte stellen Anleger derzeit vor eine komplexe Herausforderung, da die Korrelationen zwischen traditionellen Anlageklassen signifikant gestiegen sind. Von den risikoreichsten Marktsegmenten wie stark leerverkauften Aktien, zyklischen Aktienindizes und Hochzinsanleihen bis hin zu traditionellen sicheren Häfen wie Staatsanleihen und dem Schweizer Franken steigen nahezu alle Anlageklassen gleichzeitig. Dieses Phänomen ist ungewöhnlich, denn normalerweise führen Aktienrallyes zu einem Rückgang bei Anleihen herbei, und Gold profitiert typischerweise bei allgemeiner Unsicherheit und breiter Risikoaversion. Diese «Everything Rally» wird getrieben durch ein Zusammentreffen von hoher Liquidität infolge Leitzinssenkungen seitens Zentralbanken, einer widerstandsfähigen Wirtschaftslage trotz der Risiken der US-Zollpolitik sowie soliden Unternehmensgewinnen, was sowohl Wachstumswerte als auch reale Wertaufbewahrungsmittel wie Gold begünstigt.

Diese komplexen Rahmenbedingungen erschweren zwar kurzfristig die Portfolioallokation und Risikosteuerung erheblich, hebeln diese jedoch nicht aus. Es bleibt weiterhin ratsam, an einer diversifizierten Anlagestrategie festzuhalten, welche im Einklang mit dem eigenen Risikoprofil und den Renditeerwartungen steht. Gerade in volatilen und komplexen Marktphasen zeigt sich der Wert von Standhaftigkeit und Systematik, investiert zu bleiben. Langfristig ist die konsequente Verfolgung einer Strategie entscheidend für den Anlageerfolg. Eine ruhige, disziplinierte Herangehensweise und die Fokussierung auf langfristige Ziele unterstützen dabei, auch in anspruchsvollen Marktphasen eine erfolgreiche Anlagestrategie umzusetzen.

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Bekim Laski

Chief Investment Officer und Partner
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