Bemerkung: In der klassischen Chart-Analyse gilt die 200-Tage-Linie, auch gleitender Durchschnitt genannt, als wichtige langfristige Trendlinie. Sie glättet den Durchschnittspreis der letzten 200 Handelstage und fungiert damit als technische Unterstützung oder Widerstand. Notiert der Goldpreis dauerhaft deutlich über dieser Linie, signalisiert dies einen starken Aufwärtstrend und eine gesteigerte Kaufnachfrage. Im Oktober lag der Abstand zwischen Kurs und 200-Tage-Durchschnitt aber bei über 25%, was eine technische Überhitzung und einen überkauften Zustand anzeigt. Diese Überdehnung führte zu einer kurzfristigen Korrektur, ausgelöst durch Gewinnmitnahmen.
Drei makroökonomische Kräfte, die den Goldpreis 2026 weiter antreiben könnten
- Weitere Zinssenkungen der US-Fed: Erwartete Zinssenkungen der US-Notenbank reduzieren die Opportunitätskosten von Gold.
- Anhaltende Schwäche des US-Dollars: Ein tiefer Dollar macht Gold für Anleger aus anderen Währungsräumen attraktiver und stützt die Nachfrage.
- Geopolitische und makroökonomische Unsicherheiten: Anhaltende geopolitische Spannungen, Handelskonflikte und Sorgen über hohe Staatsverschuldungen wirken als Risikoimpulse, die Investoren zu Gold als sicherem Hafen treiben.
Drei makroökonomische Kräfte, die gegen eine weitere Rally sprechen
- Stärkere konjunkturelle Erholung als erwartet und damit verbunden höhere Zinsen: Falls die US-Notenbank (Fed) wider Erwarten restriktiver wird und die Zinsen hochhält oder sogar erhöht, steigen die Opportunitätskosten für das zinslose Gold, was zu Preisdruck führen kann.
- Stärkung des US-Dollars: Ein stärkerer US-Dollar belastet den Goldpreis, da Gold in Dollar gehandelt wird und somit für Investoren aus anderen Währungsräumen teurer wird, was die Nachfrage dämpft.
- Rückgang geopolitischer und wirtschaftlicher Unsicherheiten: Wenn sich globale Handelskonflikte und geopolitische Spannungen beruhigen und die Aktienmärkte stabil bleiben, reduziert sich die Flucht in sichere Anlagen wie Gold, was die Nachfrage verringert.
Unsere Einschätzung: Gold bleibt strategischer Anker in einem fragilen Marktumfeld
Aus unserer Sicht spricht vieles dafür, dass Gold auch 2026 seine strategische Rolle im Portfolio behauptet. Die globale Abkühlung, sinkende Zinsen und anhaltende geopolitische Spannungen schaffen ein Umfeld, in dem Investoren wieder verstärkt nach stabilen Wertspeichern suchen.
Diese Einschätzung wird durch Daten des World Gold Council gestützt: Der anhaltende Kaufdruck der Zentralbanken bleibt ein zentraler Treiber des Marktes. Nahezu alle befragten Notenbanken erwarten steigende Goldreserven, und ein erheblicher Teil plant selbst Aufstockungen – insbesondere in Schwellenländern, wo die Diversifikation weg vom US-Dollar zunimmt.
Damit verfestigt sich ein struktureller Trend: Gold wird weniger als kurzfristiger Krisen-Trade, sondern zunehmend als strategisches Gegengewicht zu Staatsanleihen und Währungen verstanden.
Gleichwohl sollten Anleger beachten, dass Gold in Phasen von Marktstress auch erhebliche Rückschläge erleiden kann, z.B. wenn Investoren Gewinne realisieren oder Liquiditätsbedarf decken müssen, wie dies im Oktober zu beobachten war.
Technische Analysen sehen im Bereich um 4’000 US-Dollar eine wichtige psychologische Unterstützungszone, deren Verteidigung massgeblich für die weitere Kursentwicklung sein könnte. Kurzfristige Rücksetzer ändern am positiven Gesamtbild wenig.