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Die SNB senkt Leitzins überraschend stark um 0.5%

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12 Dez 2024
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Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat heute ihre Geldpolitik deutlicher als erwartet gelockert und ihre Inflationsprognosen für das laufende und kommende Jahr nochmals gesenkt. Wie die SNB im Ergebnis ihrer geldpolitischen Lagebeurteilung mitteilte, sinkt der Leitzins um 0.5% von 1% auf 0.5%. Die meisten Marktteilnehmer hatten eine Zinssenkung um nur 0.25% auf 0.75% erwartet. Die SNB reagiert damit auf den starken Franken und die abflauende Inflation. Somit bleibt die lockere Zinspolitik der SNB weiterhin aggressiver als jene der Europäischen Zentralbank, der Bank of England und der US Fed.

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SNB senkt erneut auch ihre Inflationsprognose

Die Inflation ist seit der letzten Lagebeurteilung erneut tiefer ausgefallen als erwartet. Diese sank von 1.1% im August auf 0.7% im November. Zu diesem Rückgang haben sowohl Waren als auch Dienstleistungen beigetragen. Die neue bedingte Inflationsprognose liegt in der kürzeren Frist unter jener von September. Dies widerspiegelt vor allem die tiefer als erwartete Teuerung der Erdölprodukte und Nahrungsmittel. In der mittleren Frist ist sie dank der heutigen Zinssenkung wenig verändert, so die SNB weiter. Die neue Prognose befindet sich über den gesamten Prognosezeitraum im Bereich der Preisstabilität. Sie liegt im Jahresdurchschnitt bei 1.1% für 2024 (zuvor 1.2%), 0.3% für 2025 (zuvor 0.6%) und 0.8% für 2026 (0.7%).

Weitere Zinssenkungen dürften folgen

Die SNB fügte in ihrer Stellungnahme an, dass sie die Lage genau beobachtet und wenn nötig ihre Geldpolitik weiter anpasst, um sicherzustellen, dass die Inflation mittelfristig im Bereich der Preisstabilität bleibt. Bei Bedarf ist sie bereit, am Devisenmarkt aktiv zu sein, so die SNB. An den Finanzmärkten wird erwartet, dass die SNB nächstes Jahr den Leitzins noch einmal um weitere 0.25% senken wird. Einige Marktteilnehmer gehen sogar von zwei weiteren Schritten aus. Allgemein gilt aber festzuhalten, dass der Pfad für Zinssenkungen im Jahr 2025 infolge der geopolitischen Lage und der künftigen Ausgestaltung der Wirtschaftspolitik in den USA komplizierter erscheint.

Baldige Rückkehr zu Negativzinsen?

Die Zinskurve der Swap-Sätze hat sich bereits seit der geldpolitischen Entscheidung der SNB im September deutlich nach unten verschoben (Abb. 2). Zinssätze für Laufzeiten von 1 bis 10 Jahren liegen nun unter 0.40%, mit besonders niedrigen Werten von 0.10% bis 0.15% für 2- bis 5-jährige Laufzeiten. Abb. 2

Auch wenn eine baldige Rückkehr zu negativen Nominalzinsen zurzeit als unwahrscheinlich erscheint, so handeln kurz- bis mittelfristige Realzinsen bereits seit längerem im negativen Bereich (Nominalzins bereinigt um die Inflationsrate). Wenn sich der Inflationspfad der SNB bewahrheitet, dann dürften diese im negativen Bereich verharren.

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Was bedeutet dies für Mieter und Hypothekarschuldner?

Hypothekarzinsen befinden sich seit Anfang Jahr im Sinkflug und dürften noch leicht sinken. Dies bietet Hypothekarkunden Chancen, langfristige Hypotheken zu attraktiven Konditionen abzuschliessen. Bisher profitieren Mieter nicht direkt von tieferen Zinsen, da der hypothekarische Referenzzinssatz im Dezember unverändert blieb (Abb. 3). Aufgrund der verzögerten Anpassung gegenüber den Marktzinsen ist jedoch im März 2025 mit einer Senkung zu rechnen, was die Bestandsmieten für einige Haushalte um etwa 3% senken könnte. Fallende Zinsen dürften zudem die Bauaktivität ankurbeln und der Wohnungsknappheit entgegenwirken. Dies könnte den Druck auf die Angebotsmieten der letzten Jahre reduzieren – ein Vorteil auch für Mieter mit Umzugswunsch.

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Wie wirken sich Zinssenkungen auf die Kapitalmärkte aus und was bedeutet dies für Anleger?

Aktienmärkte tendieren dazu, bei erwarteten Zinssenkungen zu steigen, während die Nachfrage nach neuen Anleihen zu tieferen Zinssätzen eher gedämpft wird. Jedoch führen fallende Zinssätze bei Anleihen dazu, dass Kurse bestehender Anleihen eher steigen. Die Zinssätze auf Bankkonten dürften zum Nachteil der Sparer weiter sinken. Kreditnehmer hingegen dürften von den niedrigeren Zinsen profitieren.

Obwohl es noch verfrüht ist, einen erneuten Anklagenotstand auszurufen, stellt ein Niedrigzinsumfeld Herausforderungen für Anleger dar. Die aktuellen Zinssätze auf Sparkonten kompensieren bereits jetzt schon nicht mehr für die herrschende Inflation. In einem solchen Umfeld können erfahrene Anleger renditeorientierte Anlagestrategien wie Dividendenaktien, globale Hochzinsanleihen, Immobilien (direkt und indirekt) sowie Private Markets in der Vermögensallokation berücksichtigen.

Author:
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Bekim Laski

Chief Investment Officer und Partner
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Artikel· 3mins

Einschätzung zum Zins und Hypothekarmarkt

Die Zinsswap-Kurve reagierte auf die neuesten Inflationsdaten mit einem Rückgang, vor allem im mittleren Laufzeitbereich. Der zweijährige Swapsatz liegen derzeit bei etwa 0.35%, während der zehnjährige Swapsatz rund 0.57% erreicht. Der Abwärtstrend bei den Marktzinsen setzt sich zwar fort, konzentriert sich jedoch hauptsächlich auf das mittlere Segment.

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