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Vom Risiko zur Chance. Volatilität verstehen und gezielt nutzen.

Artikel
29 Aug 2025
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Was ist Volatilität?

Volatilität ist ein Thema, das an den Finanzmärkten regelmässig und intensiv diskutiert wird. Wir erklären, was Anleger wissen sollten und wie sie sich Volatilität zu Nutzen machen können.

Vereinfacht ausgedrückt beschreibt Volatilität die Schwankungsbreite von Kursen innerhalb eines bestimmten Zeitraums um den eigenen Durchschnittswert. Eine hohe Volatilität weist auf ausgeprägte Kursschwankungen hin, während eine niedrige Volatilität eher stabile Kursverläufe signalisiert.

Volatilitätsindikatoren sind in der Regel «mittelwert-­orientiert», das heisst, sie tendieren zur Rückkehr zum langjährigen Durchschnittswert. In der Praxis bedeutet dies, dass sie bei Marktkrisen stark ansteigen, über die Zeit aber wieder auf den langfristigen Durchschnitt oder darunter zurückfallen. Volatilitätsmasse können somit nicht unbegrenzt steigen oder fallen, sondern schwanken um ihren Mittelwert.

Ein Volatilitätsmass kann für alle Finanzinstrumenten errechnet und angewandt werden. Dabei wird zwischen der historisch realisierten und der impliziten, also der erwarteten Volatilität unterschieden. Als wichtige Benchmark gilt der VIX-Index, der basierend auf Optionspreisen die erwartete Schwankungsbreite des US-Aktienindexes S&P 500 innerhalb der nächsten 30 Tage ausdrückt.

Der historische Durchschnittswert des VIX lag in den letzten zehn Jahren bei etwa 18 Prozentpunkten. Statistisch gesehen bedeutet dies vereinfacht ausgedrückt, dass sich der S&P 500 Index an rund zwei von drei Handelstagen (1 Standardabweichung, also mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 68%) um weniger als 1.1% nach oben oder unten bewegt. In etwa 95% der Handelstage (2 Standardabweichungen) liegt die tägliche Kursbewegung innerhalb von 2.2%, und an fast 99.7% der Handelstage (3 Standardabweichungen) bewegt sich der Index innerhalb von 3.3%.

Im nachfolgenden Beispiel notiert der VIX-Index bei ca. 14.5 und somit unterhalb seines langjährigen Durchschnitts von 18-Prozentpunkten

Abb. 1: Unter dem langjährigen Durchschnitt

Quelle: Bloomberg, smzh ag. 28/08/2025

Der VIX bietet Anlegerinnen und Anlegern somit eine wertvolle Orientierung bezüglich des erwarteten Schwankungsniveaus. Diese Information ist insbesondere für jene relevant, die ihre Portfolios aktiv steuern und auf Veränderungen der Volatilität reagieren möchten. Je nach eigener Markteinschätzung können sie gezielt Strategien umsetzen, die entweder von steigender oder fallender Volatilität profitieren, etwa durch den gezielten Einsatz strukturierter Produkte, Derivate oder Absicherungsinstrumente. Ein gutes Verständnis der Volatilitätsmasse hilft dabei, die Chancen und Risiken besser einzuschätzen und fundierte Anlageentscheidungen zu treffen.

Volatilität ist unvermeidlich, doch sie lässt sich gezielt als Chance nutzen

Auch wenn die Zukunft nicht vorhersehbar ist, sind Volatilität und Rückschläge ein Umstand, den jede fundierte Anlagestrategie berücksichtigen sollte. Eine breite und optimale Portfoliodiversifikation bleibt nach wie vor die beste und kosteneffizienteste Strategie, um sich gegen Volatilität zu wappnen. Das bedeutet, trotz Marktschwankungen diszipliniert an einer langfristigen Vermögensaufteilung festzuhalten.

Es gibt jedoch Anlagestrategien, die gezielt darauf ausgerichtet sind, von Volatilität zu profitieren. Dazu zählen Anlagelösungen im Bereich von Hedgefonds oder strukturierten Produkten. Für deren Funktionsweise sind Volatilitätsmerkmale allerdings von entscheidender Bedeutung. Es gilt besonders zu beachten, ob diese Strategien von steigender oder fallender Volatilität profitieren. Dies ist allerdings nicht immer eindeutig, da viele Produkte komplexe Volatilitätsprofile aufweisen, bei denen sich die anfängliche Volatilitätsposition im Verlauf der Produktlaufzeit verändern kann.

Im Allgemeinen lassen sich die bekanntesten strukturierten Produkte wie folgt kategorisieren (diese Auflistung ist nicht abschliessend):

Strukturierte Produkte, die von sinkender Volatilität profitieren

  • Reverse Convertibles
  • Barrier Reverse Convertibles
  • Autocallable-Zertifikate
  • Express-Zertifikate

Strukturierte Produkte, die von steigender Volatilität profitieren

  • Warrants
  • Mini-Futures
  • Outperformance-Zertifikate
  • Leverage-Zertifikate

Der Schweizer Markt für strukturierte Produkte wird von Strukturen dominiert, die von fallender Volatilität profitieren, insbesondere aufgrund ihrer einkommensorientierten Merkmale (Reverse Convertibles, Autocallables etc.). Strukturen, die aufsteigende Volatilität setzen, wie Warrants und Hebelprodukte, werden primär für taktisches Trading sowie zur Absicherung eingesetzt.

Praxis-Tipps

Es empfiehlt sich, die aktuellen Volatilitätskennzahlen stets im Voraus zu berücksichtigen, bevor strukturierte Produkte eingesetzt werden. Als Faustregel gilt: Liegen die Volatilitätskennzahlen unter dem langjährigen Durchschnitt, können Produkte, die von steigender Volatilität profitieren, attraktiver sein als solche, die auf sinkende Volatilität setzen.

In der Praxis bedeutet dies: Notieren die Volatilitätsindikatoren unterhalb des langjährigen Durchschnitts, bieten Strukturen wie Reverse Convertibles oder Barrier Reverse Convertibles tendenziell weniger attraktive Konditionen.

FAQs zu Volatilität

Was bedeutet Volatilität an den Finanzmärkten?

Volatilität beschreibt die Schwankungsbreite von Kursen innerhalb eines bestimmten Zeitraums um ihren Durchschnittswert. Hohe Volatilität steht für starke Kursschwankungen, niedrige Volatilität für stabilere Kursverläufe.

Welche Arten von Volatilität gibt es?

Man unterscheidet zwischen historisch realisierter Volatilität (tatsächliche Schwankungen in der Vergangenheit) und impliziter Volatilität (vom Markt erwartete Schwankungen).

Was misst der VIX-Index?

Der VIX-Index misst die erwartete Schwankungsbreite des US-Aktienindexes S&P 500 für die nächsten 30 Tage auf Basis von Optionspreisen.

Warum ist der VIX-Index für Anleger relevant?

Der VIX dient als Orientierung für das Marktrisiko und hilft Anlegerinnen und Anlegern, ihre Portfolios gezielt für unterschiedliche Marktszenarien zu steuern.

Wie kann man von Volatilität profitieren?

Es gibt Anlagestrategien und strukturierte Produkte, die gezielt auf steigende oder fallende Volatilität setzen, etwa Hedgefonds, Warrants oder Reverse Convertibles.

Welche strukturierten Produkte profitieren von sinkender Volatilität?

Produkte wie Reverse Convertibles, Barrier Reverse Convertibles, Autocallable- und Express-Zertifikate profitieren in der Regel von fallender Volatilität.

Welche Produkte eignen sich bei steigender Volatilität?

Warrants, Mini-Futures, Outperformance- und Leverage-Zertifikate zählen zu den Produkten, die von steigender Volatilität profitieren.

Was sollten Anleger bei der Auswahl von strukturierten Produkten beachten?

Die aktuellen Volatilitätskennzahlen sollten stets berücksichtigt werden. Liegen diese unter dem Durchschnitt, sind Produkte, die von steigender Volatilität profitieren, oft attraktiver.

Author:
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Bekim Laski

Chief Investment Officer und Partner
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