Quelle: Bloomberg, smzh ag - Stand 1.4.2025
Viele Abkommen abgeschlossen, aber wie verlässlich sind sie?
Obwohl Trumps neues Zollregime vielen Ländern und Unternehmen eine gewisse Planungssicherheit bietet, bleibt die Unsicherheit erheblich. In den kommenden Wochen wird erwartet, dass der US-Präsident weitere Zölle auf Einfuhren von Pharmaprodukten, Halbleitern, strategisch wichtigen Mineralien und anderen zentralen Industrieerzeugnissen ankündigt. Das Verhalten von Präsident Trump legt die Vermutung nahe, dass er diese Massnahmen offenbar als Teil einer fortlaufenden «Reality-Show» betrachtet, sodass weitere «Deals» oder zusätzliche Zollerhöhungen sehr wahrscheinlich erscheinen. Zudem wird die rechtliche Grundlage dieser Zölle weiterhin von US-Gerichten geprüft, was Zweifel an deren Beständigkeit und Durchsetzbarkeit aufkommen lässt.
Wie geht es weiter für die Schweiz?
Die wirtschaftlichen Auswirkungen sind von vielen Faktoren abhängig, die zum jetzigen Zeitpunkt schlichtweg nicht prognostizierbar sind. Einerseits stellt sich die Frage, wie lange diese Zölle tatsächlich aufrechterhalten werden, da gemäss bisherigen Erfahrungen viele Länder nachträglich bessere Vereinbarungen realisieren konnten. In der Schweiz besteht somit auch weiterhin Hoffnung und die diplomatischen Bemühungen dürften auf Hochtouren weitergehen. Zudem sind viele gewichtige Sektoren wie beispielsweise Pharmazeutika (noch) ausgenommen. Dass diese Zölle die Schweizer Exportindustrie und damit verbunden auch die wirtschaftliche Entwicklung negativ beeinflussen steht ausser Frage. Je nach Dauer und Umfang könnten sie sogar dazu führen, dass die Schweiz in eine technische Rezession gleitet (zwei aufeinanderfolgende Quartale mit negativem BIP-Wachstum), aber ein tiefer, andauernder Wirtschaftsabschwung ist dadurch noch lange nicht angezeigt.
SNB: Negativzinsen wahrscheinlicher, aber nur bedingte Entlastung für die Wirtschaft
Es dominiert derzeit die Einschätzung, dass die Einführung von Negativzinsen durch die Schweizerische Nationalbank in erster Linie den Wechselkurs beeinflussen würde, der gesamtwirtschaftliche Entlastungseffekt eines solchen Schrittes jedoch begrenzt bliebe. Im Mittelpunkt steht nun vor allem der USDCHF-Wechselkurs. Grundsätzlich sollte eine wirtschaftliche Abschwächung in der Schweiz den Franken schwächen (und damit den Bedarf für weitere Zinssenkungen reduzieren). Allerdings könnte eine erhöhte globale Risikoaversion den Status des CHF als sicheren Hafen stärken und diesen Abwertungsdruck teilweise ausgleichen.
Was bedeutet dies für Schweizer Investoren?
Überstürzte Reaktionen aufgrund einer undurchsichtigen Sachlage können langfristige Anlageziele gefährden. Wie wir im Verlauf des gesamten Jahres wiederholt betont haben, empfehlen wir weiterhin, an einer sorgfältig durchdachten Anlagestrategie festzuhalten, die auf Diversifikation setzt und auf die individuellen finanziellen Ziele abgestimmt ist. Sofern diese Voraussetzungen erfüllt sind, können allfällige Marktkorrekturen attraktive Kaufgelegenheiten bieten – insbesondere zur Optimierung der durchschnittlichen Einstandskurse bestehender Positionen mit langfristigem Fokus.
Schweizer Aktien im technologiegetriebenen Marktumfeld neu bewerten
Ungeachtet des endgültigen Ausgangs der US-Zollpolitik empfiehlt es sich, die Allokationen in Schweizer Aktien strategisch zu überprüfen. Schweizer Aktien verzeichneten einen starken Start ins Jahr 2025; jedoch belastet die geringe Gewichtung struktureller Wachstumssegmente wie Informationstechnologie die relative Entwicklung in den vergangenen drei Monaten. Obwohl Schweizer Aktien eine einzigartige Kombination aus Stabilität und solidem Wachstumspotenzial bieten, weist die anhaltende, technologiegetriebene Rallye – insbesondere im Bereich der künstlichen Intelligenz (KI) – darauf hin, dass der Schweizer Markt kurzfristig weltweit weiterhin unterdurchschnittlich abschneiden könnte.
Auch wenn Schweizer Aktien in einem CHF-Portfolio einen wichtigen Eckpfeiler darstellen, sollte ihre strategische Rolle überdacht werden. Nebst vermehrt internationaler Diversifikation könnte eine gezielte Ausrichtung auf Wachstumssegmente sowohl die Performance wie auch die Widerstandsfähigkeit steigern. Ausserdem stechen im anhaltenden Tiefzinsumfeld Qualitätsdividendenwerte weiterhin als attraktive Anlagemöglichkeiten für einkommensorientierte Investoren hervor.
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