Aktien von Unternehmen mit kleiner und mittlerer Marktkapitalisierung (Small- und Mid-Cap) nehmen eine bedeutende, aber oft unterschätzte Rolle am Aktienmarkt ein. In den vergangenen Jahren blieben diese Titel hinter den etablierten Grossunternehmen zurück, können jedoch unter veränderten Marktbedingungen auch attraktive Chancen für Investoren bieten. Nachfolgend beleuchten wir, was diese auszeichnet, welche Herausforderungen sie zuletzt bewältigen mussten und warum sie aktuell wieder verstärkt in den Fokus rücken.
Was sind Small und Mid Caps?
Small- und Mid-Cap-Aktien umfassen Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von wenigen hundert Millionen bis rund fünf Milliarden Franken. Im Gegensatz zu den bekannten Grosskonzernen sind diese Firmen häufig jünger, stärker spezialisiert und stärker von heimischen oder Nischenmärkten abhängig. Ihr besonderer Reiz liegt in ihrer Agilität: Sie können Innovationen rascher vorantreiben, Marktanteile gewinnen und überproportional von Konjunkturaufschwüngen profitieren. Diese Dynamik birgt jedoch auch Risiken. Kleinere Unternehmen verfügen meist über weniger diversifizierte Ertragsquellen, geringere Liquiditätsreserven und reagieren sensibler auf Veränderungen der Finanzierungsbedingungen. Ihre Wertentwicklung ist entsprechend volatiler und eng an den Konjunkturverlauf gekoppelt. Mit der stärkeren Volatilität geht jedoch ein erhöhtes Wachstumspotenzial einher.
Warum hinkten sie hinterher?
In den letzten Jahren haben Small und Mid Caps unterdurchschnittlich abgeschnitten. Steigende Zinsen haben die Finanzierungskosten erhöht, wirtschaftliche Unsicherheiten haben grössere und diversifiziertere Unternehmen begünstigt, und Kapitalflüsse haben sich vor allem auf die grossen Technologiewerte konzentriert. Der Trend zu passivem Investieren hat diese Entwicklung durch die Mittelzuflüsse in Large-Cap-Indizes zusätzlich verstärkt und den kleineren Marktteilnehmern weniger Beachtung verschafft.
Weshalb sind sie jetzt attraktiv?
Die Bewertungen von Small und Mid Caps werden aktuell mit deutlichen Abschlägen sowohl im Vergleich zu Large Caps als auch gegenüber den eigenen historischen Durchschnitten gehandelt. Mit sinkenden Leitzinsen profitieren kleinere Unternehmen direkt von tieferen Finanzierungskosten, was ihre Profitabilität erhöht und zusätzliche Wachstumschancen ermöglicht. Unabhängig vom Konjunkturzyklus bieten Small und Mid Caps Zugang zu Trends, die bei Grossunternehmen oft zu kurz kommen.
Für Schweizer Investoren ist dies besonders relevant: Der Swiss Market Index (SMI) wird von wenigen globalen Schwergewichten aus den Bereichen Gesundheit, Konsum und Finanzen dominiert. Diese Konzerne bieten Stabilität und internationale Diversifikation, konzentrieren aber gleichzeitig das Risiko und schliessen dynamischere Marktsegmente weitgehend aus.
Demgegenüber bietet der Schweizer Small- und Mid-Cap-Markt, abgebildet etwa im SPI Extra oder im SMIM, Zugang zu innovativen Unternehmen aus Industrie, Technologie, Medtech und Nischenkonsumgütern. Viele dieser Firmen sind in ihren Spezialgebieten weltweit führend, bleiben jedoch weitgehend ausserhalb des Fokus internationaler Investoren.
Die Aufnahme von Small und Mid Caps in ein Portfolio erhöht nicht nur die Diversifikation über die «Swiss Giants» hinaus, sondern spiegelt auch die Innovationskraft und Dynamik des heimischen Marktes. Sie sollten allerdings als Ergänzung und nicht als Ersatz für Large-Cap-Positionen in einem diversifizierten Portfolio betrachtet werden.
Abb. 1: Wertentwicklung von Small-Cap- gegenüber Large-Cap-Indizes in wichtigen Regionen seit 2020 (Gesamtrendite)