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Investment-Tipp - Juni

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1 Jun 2025
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Nach der Erholungsrallye seit April – Trumpfen die Aktienmärkte in Europa weiterhin?

Seit dem Tiefpunkt am 8. April haben sich die globalen Aktienmärkte, insbesondere die US-Indizes, rasch erholt und die Verluste des Jahres wettgemacht. Diese Erholung wurde durch eine verbesserte Anlegerstimmung, robuste Unternehmensgewinne und Erwartungen an wirtschaftspolitische Unterstützungsmassnahmen getragen. Obwohl die Volatilität anhält, hat sich die allgemeine Stimmung der Marktteilnehmer von Risikoaversion zu vorsichtigem Optimismus gewandelt. Die vorübergehende Entspannung im Handelskonflikt zwischen den USA und China hat die Risiken erheblich gemindert.

Abb.1 Der S&P 500 erholt sich rasch nach dem zollbedingten Schock

Investment Tipp Juni - Bild 1

Europa als Nutzniesser der veränderten Ära der «US-Ausnahmestellung»

Trumps unberechenbare Handelspolitik hat eine Neubewertung der Ära der «US-Ausnahmestellung» herbeigeführt. Diese bezieht sich auf die einzigartige Position der USA als dominierende Wirtschaftsmacht und führender Akteur in den globalen Finanzmärkten, gestützt durch wirtschaftliche Stärke, Innovationskraft, den US-Dollar als Reservewährung und geopolitischen Einfluss. Diese Ausnahmestellung hat es den USA ermöglicht, Kapital anzuziehen und ihre Finanzmärkte als die stabilsten weltweit zu etablieren.

Eine Neubewertung dieser Ära wirkt sich somit auch auf die Vermögenswerte aus, die für die wirtschaftliche Dominanz der USA grundlegend sind: der Dollar und US-Staatsanleihen. Zwei traditionell sichere Häfen erscheinen plötzlich weniger attraktiv und verzeichnen grössere Kapitalabflüsse. Das genaue Ausmass, in dem ausländische Investoren ihre Bestände an US-Staatsanleihen und somit ihre USD-Positionen reduziert haben, wird erst in einigen Wochen ersichtlich sein. Mit dem möglichen Ende der «US-Ausnahmestellung» stellt sich für Anleger die Frage nach den Auswirkungen dieser Kapitalflüsse. Europa, als zweitgrösste Volkswirtschaft und Reservewährung der Welt, scheint einer der Hauptnutzniesser zu sein. Dies zeigt sich in den europäischen Aktienmärkten, die ihre globalen Pendants dieses Jahr deutlich übertroffen haben.

Abb. 2 Vergleich wichtiger Aktienmärkte nach Performance im Jahresverlauf sowie erwartetem Kurs-Gewinn-Verhältnis über die nächsten 12 Monate (KGV)

Investment Tipp Juni - Bild 2

Gründe für die Outperformance europäischer Aktien

Europäische Aktien begannen das Jahr 2025 mit einem erheblichen Bewertungsabschlag gegenüber ihren US-Pendants, was sowohl inländische als auch internationale Investoren anzog. Ein Bewertungsabschlag allein reicht jedoch erfahrungsgemäss nicht aus, um eine Outperformance zu erzielen; er muss von positiven Impulsen begleitet werden. Diese Impulse kamen in Form von robusten Unternehmensgewinnen im ersten Quartal, der vorübergehenden Aussetzung der US-Zölle und Anzeichen dafür, dass China – ein wichtiger Markt europäischer Unternehmen – den Konsum wiederbeleben möchte. Zudem profitieren die europäischen Märkte von unterstützenden geldpolitischen Rahmenbedingungen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins im Jahr 2025 bereits dreimal um 0.25 % gesenkt und weitere Lockerungen signalisiert, während die US-Notenbank eine vorsichtigere Zinspolitik verfolgt.

Aus struktureller Sicht tragen politische Stabilität und fiskalische Impulse zur positiven Marktstimmung bei. Die politischen Entwicklungen in Europa, insbesondere in Deutschland, signalisieren fiskalische Unterstützung für die Wirtschaft durch geplante Investitionen in Infrastruktur und Verteidigung sowie die Lockerung der Schuldenbremse. Diese Massnahmen stärken das Vertrauen der Investoren in die langfristige Stabilität der Region. Zudem haben europäische Banken nach der globalen Finanzkrise und der europäischen Schuldenkrise auch allmählich das Vertrauen der Investoren zurückgewonnen. Durch die Erfüllung neuer Kapitalanforderungen haben sie ihre Bilanzen wesentlich gestärkt.

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Bekim Laski

Chief Investment Officer und Partner
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