Die Schweiz erzielt ein Zollabkommen mit den USA – eine erste Einschätzung
Die Schweiz hat ein lang ersehntes Handelsabkommen mit den USA vereinbart. Dieses sieht eine deutliche Senkung der bisherigen US-Importzölle auf Schweizer Güter von 39 % auf 15 % vor. Auch wenn die Einigung in der Schweizer Exportindustrie keine Euphorie auslöst, wird sie von führenden Wirtschaftsvertretern und Forschungsinstituten grundsätzlich positiv bewertet und war weitgehend erwartet worden. Mit dem neuen Satz von 15 % werden Schweizer Exporteure zolltechnisch auf das Niveau der EU und Japans gestellt, was ihre internationale Wettbewerbsposition spürbar verbessert.
Historischer und globaler Kontext
Noch vor rund einem Jahr betrugen die US-Zölle auf Schweizer Produkte weniger als 1 %. Im historischen Vergleich erscheint der nun vereinbarte Satz von 15 % daher weiterhin als Hürde. Im globalen Kontext jedoch entspricht er den Konditionen, denen auch andere wichtige US-Handelspartner wie die EU oder Japan unterliegen. Trotz der verbleibenden Belastung verschafft die Reduktion den Schweizer Exportunternehmen eine dringend benötigte Entlastung und mehr Planungssicherheit. Unternehmen können nun ihre Exportstrategien auf einer verlässlicheren Basis neu ausrichten.
Auswirkungen auf Konjunktur und Geldpolitik
Die Kombination aus geringeren Zöllen und verbesserter Planbarkeit dürfte die wirtschaftliche Entwicklung der Schweiz stützen, stärker, als noch vor wenigen Monaten prognostiziert. Für die Geldpolitik der Schweizerischen Nationalbank (SNB) bedeutet dies möglicherweise eine Neubewertung: Die Erwartungen auf weitere Zinssenkungen könnten sich zeitlich nach hinten verschieben. Eine widerstandsfähigere Wirtschaft verringert den Druck auf die SNB, die Zinsen weiter zu senken. Gleichzeitig spricht ein stabileres Umfeld dafür, dass der Schweizer Franken stark bleibt oder seine Aufwertung fortsetzt, da er weiterhin als sicherer Hafen gefragt ist.
Herausforderungen bleiben bestehen
Trotz der Zollsenkung bleibt das Umfeld für die Exportindustrie anspruchsvoll. Der Franken hat sich im Jahresverlauf vor allem gegenüber dem US-Dollar um mehr als 12 % aufgewertet und belastet so die preisliche Wettbewerbsfähigkeit. Dennoch verfügt die Schweiz über geeignete wirtschaftspolitische Instrumente, um die Rahmenbedingungen weiter zu stabilisieren, etwa Exporterleichterungen oder gezielte Massnahmen zur Beschäftigungssicherung wie Kurzarbeit.
Implikationen für die Finanzmärkte
An den globalen Finanzmärkten dominieren derzeit andere Themen als der Schweizer Zoll-Deal, darunter die Bewertung und das Wachstumspotenzial von Unternehmen im Bereich künstliche Intelligenz sowie die Zinspolitik der US-Notenbank Fed. Für den Schweizer Aktienmarkt ist das US-Schweiz-Abkommen dennoch ein positives Signal, insbesondere für Unternehmen mit kleiner und mittlerer Kapitalisierung, die stärker exportorientiert sind. Das neue Handelsumfeld schafft wirtschaftliche und strategische Spielräume in einem ansonsten herausfordernden globalen Umfeld.
Unsere Investment-Einschätzung bleibt unverändert. Ausgehend von einer zu erwartenden Anpassung der Zollregelungen in Richtung EU sind unsere Einschätzungen zu den Finanzmärkten bereits entsprechend ausgerichtet.




