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Die Schweiz wurde am heutigen Nationalfeiertag mit einer äusserst unerfreulichen Überraschung konfrontiert: Obwohl die USA in einer Absichtserklärung vom 1. Juli 2025 einen Rahmen für Verhandlungen mit mehreren Handelspartnern signalisierten, haben sie unerwartet einen neuen US-Zollsatz von 39% auf Schweizer Importe angekündigt – und damit den im April angedrohten Satz von 31% sogar noch übertroffen.
Warum wurden die Zölle von den ursprünglich angedrohten 31% sogar auf 39% erhöht?
In Analogie zu früheren, oftmals schwer nachvollziehbaren politischen Entscheidungen unter Präsident Trump, erscheint auch dieser Schritt wenig transparent. Trotz diplomatischer Gespräche sowie des im Juli unterzeichneten technischen Rahmenabkommens wurde die Schweiz gemäss Executive Order vom 31. Juli 2025 von der US-Administration in eine Gruppe mit besonders hohen Handelsdefiziten eingestuft, was die Erhöhung des Zollsatzes auf 39% zur Folge hatte.
Parallel dazu hat Präsident Trump globalen Pharmaunternehmen eine Frist von 60 Tagen gesetzt, um die Medikamentenpreise für die USA zu senken. Es ist naheliegend, dass diese Themen nun gezielt miteinander verknüpft werden, um die US-Verhandlungsposition zu stärken.
Welche wirtschaftlichen Konsequenzen ergeben sich für die Schweiz?
Die neuen Zölle würden die Schweizer Wirtschaft erheblich belasten. Sowohl global, aber insbesondere im Vergleich zu Nachbarstaaten innerhalb der EU (15 % US-Zölle) beziehungsweise zum Vereinigten Königreich (10 % US-Zölle) entsteht für Schweizer Unternehmen ein massiver Wettbewerbsnachteil. Unabhängige erste Schätzungen gehen von einer Reduktion des Schweizer BIP um rund 0.3% bis 0.4% aus. Betroffen sind vor allem kleine und mittlere Unternehmen aus der Industrie, welche in der Schweiz produzieren und keine nennenswerte Produktion in den USA unterhalten. Die Abwertung des USD gegenüber dem CHF um mehr als 11% seit Jahresbeginn verschärft die Situation zusätzlich, da dies die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Exporte nochmals reduziert (kumulative Belastung von bis zu 50%!). Für global diversifizierte Unternehmen mit Produktionsstätten in den USA sowie für den Dienstleistungssektor fällt die Belastung allerdings vergleichsweise geringer aus.
Wie reagieren die Finanzmärkte?
Die globalen Aktienmärkte befinden sich bereits seit 5 Tagen in einer leichten Korrektur- beziehungsweise Konsolidierungsphase und dieser Trend wird heute etwas verstärkt. Aufgrund des Schweizer Nationalfeiertags ist die Schweizer Börse heute geschlossen, weshalb konkrete Effekte erst zu Wochenbeginn sichtbar werden dürften. Kleinere und mittelgrosse Schweizer Unternehmen (wie beispielsweise der SMI Mid Index) dürften aber am stärksten leiden. An den wichtigsten internationalen Aktienmärkten zeigen sich derzeit Verluste zwischen 0.5% und 1.5%.
Der Schweizer Franken bleibt gegenüber dem USD und dem EUR relativ robust und verzeichnet nur marginale Abgaben von ca. 0.5%. Die Zinsen an den internationalen Finanzmärkten tendieren leicht steigend – eine Reaktion auf die erhöhten Inflationsrisiken, welche durch Zölle herbeigeführt werden. Steigende Zinsen bedeuten rückläufige Kurse bei Obligationen; damit sind aktuell sämtliche wichtige Anlageklassen von den Ereignissen betroffen. Auch der Goldpreis ist marginal rückläufig. Dieses Phänomen ist aber nicht ungewöhnlich: Viele Anleger realisieren in Korrekturphasen Gewinne aus ihren Goldbeständen. Solche Rückgänge können jedoch auch attraktive Gelegenheiten für langfristige Goldinvestments bieten.
Wie geht es weiter?
Noch besteht Hoffnung auf eine Lösung, denn die neuen Zölle sollen erst ab dem 7. August 2025 in Kraft treten. Somit verbleibt noch ein kurzes Zeitfenster für weitere diplomatische Verhandlungen.
Was bedeutet dies für mein Portfolio?
Trotz der aktuellen Turbulenzen halten sich die Kursverluste in einem überschaubaren Rahmen und sollten auch im Kontext der bisherigen Erholung betrachtet werden. Seit dem ersten „Zoll-Schock“ am 2. April 2025 haben sich viele Märkte deutlich erholt, teils auf neue Höchststände.
Angesichts der herrschenden Unsicherheit bleibt es für Anleger entscheidend, eine besonnene und strategische Haltung einzunehmen und nicht in Panik zu verfallen. Überstürzte Reaktionen aufgrund einer undurchsichtigen Sachlage können langfristige Anlageziele gefährden. Es ist daher ratsam, an einer durchdachten Anlagestrategie festzuhalten, die Diversifikation betont und mit den individuellen finanziellen Zielen im Einklang steht. Ein disziplinierter Ansatz ermöglicht es, Phasen der Unsicherheit effektiver zu bewältigen.
Für Anlegerinnen und Anleger, die aufgrund der Turbulenzen besorgt sind und/oder ein Aktienengagement über der strategischen Allokation halten und sich Gedanken über kurzfristige Risiken machen, könnten Teilverkäufe in Betracht ziehen.
Soll ich meine Schweizer Aktien verkaufen?
Nein, wie oben erläutert, bleibt es ratsam, an einer durchdachten Anlagestrategie festzuhalten, die Diversifikation betont und mit den individuellen finanziellen Zielen im Einklang steht. Sofern dieser Umstand gegeben ist, bieten Marktkorrekturen auch attraktive Kaufgelegenheiten – insbesondere durch die Optimierung der Einstandskurse bestehender Positionen mit langfristigem Charakter.
Marktvolatilität rückt Schweizer Dividendenaktien in den Fokus
Nach der jüngsten Entscheidung der Schweizerischen Nationalbank, die Zinsen auf null Prozent zu senken, stehen Schweizer Investoren allgemein vor einer bekannten Herausforderung: Wie können stabile und bedeutende Renditen in einem Umfeld erzielt werden, in dem traditionelle Sparanlagen kaum oder keine Erträge abwerfen?
Vor diesem Hintergrund festigen sich Dividendenstrategien als nachhaltige und attraktive Anlageform – insbesondere für Investoren, deren Risikoprofil eine höhere Aktienquote zulässt. Diese Strategie kann aber auch für Anleger von Vorteil sein, die ihre Portfolios gezielt auf ertragsgenerierende Anlagen ausrichten möchten. Denn Dividenden zahlende Aktien bieten eine greifbare Einkommensquelle, die bei Bankeinlagen und Staatsanleihen unter den aktuellen geldpolitischen Bedingungen weitgehend fehlt. Dadurch können Investoren einen stetigen Cashflow generieren und bewahren gleichzeitig das Potenzial für Kapitalwachstum. Zudem, in einem Umfeld mit einer erhöhten Volatilität bietet eine Neigung zu einkommensgenerierenden Aktienportfolios nicht nur Dividendeneinkommen, sondern kann auch helfen, sich besser gegen erhöhte Schwankungen zu wappnen.